Nach Genehmigung durch die Vereinsbehörde
Ende Februar 2010 hat der mit sechs Personen (m/w) gestartete Verein
seine Tätigkeit aufgenommen. Viktor Pölzl, einer der Vereinsgründer,
im Gespräch:
Dein Name ist bekannt, der "Grazer" hat dich ja mal
als "Leserbrief-Profi" bezeichnet.
Leserbriefe sind eine mögliche Schiene von Öffentlichkeitsarbeit,
aber es sollen nicht nur Kommentare geschrieben, sondern auch Interessen
vertreten werden. Seit 1973 habe ich basisorientiert in überparteilichen
Bürgerinitiativen gearbeitet und konnte zB. im Umweltbereich einiges
bewegen, auch wenn viele Erfolge mittlerweile in Vergessenheit geraten
sind.
Wofür steht der Vereinsname
FREIMANN?
Für eine, natürlich längerfristige,
Zielvorstellung, denn der Mann ist heute eingezwängt in Rollenerwartungen
und gesellschaftliche Normen. Gilt in gewisser Weise auch für Frauen,
auch wenn diese uns in der "Emanzipation" Jahrzehnte voraus
sind und mittlerweile Oberwasser haben. Das grundlegende Ziel, zu dessen
Erreichung wir beitragen wollen, ist die Gleichberechtigung der Geschlechter.
In diesem Sinne ist auch unser Logo gestaltet, meines Wissens das erste
brauchbare Logo der Männerbewegung.
Wer kann dem Verein beitreten?
Männer ebenso wie Frauen, die ja zum
Beispiel als Mütter von Söhnen indirekt auch von Ungerechtigkeiten
betroffen sind. Frauen wären auch in Führungspositionen des
Vereins willkommen. Und in einer unter Sinnverlust leidenden Welt sollte
es doch Befriedigung bringen, eine gerechte Sache zu unterstützen.
Es geht nicht nur um Männerinteressen?
Da sich um benachteiligte Männer außer den rechten Parteien
(z.B.: www.trennungsopfer.at
) fast niemand kümmert oder zu kümmern getraut, ist hier der
größte Handlungsbedarf.
Wenn wir dazu beitragen wollen, die brutaler werdende Arbeitswelt zu
humanisieren und zu demokratisieren, was ja auch ein Vereinsziel ist,
sind Frauen ebenso gefragt wie Männer.
Frauen können den Männern den Übergang zu neuen Rollenmustern
erleichtern, auch zu ihrem eigenen Vorteil.
Wie will der Verein seine Ziele verfolgen?
Zunächst einmal: Wir haben keine ideologischen
Scheuklappen. Wir wollen in Parteien und relevanten Organisationen Ansprech-
und Verhandlungspartner finden.
Wir wollen konsequente Lobbyarbeit und Aufklärung betreiben. Wir
streben Vernetzung mit anderen Vereinen an. Wir wollen weiters Betroffenen
auf gleicher Augenhöhe begegnen und Hilfe zur Selbsthilfe geben.
|
|
|
Was wir nicht wollen: Strukturell und gesetzlich
bedingte Probleme lediglich individualisieren, wie es oft durch Psychotherapeuten
geschieht, und die Leute quasi "von oben herab" dazu bringen,
sich mit Benachteiligungen abzufinden.
Wie wichtig sind Mitgliederzahlen?
Je mehr Beitritte, umso wirkungsvoller und unabhängiger ist der
Verein. Wenn wir unauffällig sind, auf politisches Auftreten verzichten
und uns dem feministischen Zeitgeist anpassen wollten, um möglichst
viele Aufträge von Subventionsgebern zu bekommen, reichen allemal
beispielsweise vier Mitglieder, wie sie der Tendenzbetrieb "Verein
Männerberatung Graz" hat, dessen Obmann gar nicht als solcher
in Erscheinung zu treten braucht.
Der Begriff "Beratung" an sich ist übrigens problematisch.
Wird es ein aktives Vereinsleben geben?
Ich hoffe schon. Mal sehen, was sich entwickelt. Also zum Beispiel "Freimann-Wandern"
kann ich mir durchaus vorstellen. Als Experte für Öffis und
Wandern
habe ich mich lange Jahre für Verbesserungen und gegen Kursstreichungen
eingesetzt. Auf Öffis sind mehrheitlich Frauen angewiesen, wie
die steirische Frauen-Landesrätin Grossmann erkannt hat. Die Frauenvereine
aber haben sich dieses Themas noch nie angenommen.
Welche anderen Initiativen gibt es?
Da fallen mir Väterinitiativen wie www.vaterverbot.at
ein, die sich schwerpunktmäßig auf Benachteiligungen nach
Trennungen konzentrieren. Männerparteien sind mir suspekt, weil
ich immer überparteilich unterwegs war und diesen Weg für
erfolgsversprechender halte.
In Deutschland stehen uns die Vereine MANNdat (www.manndat.de)
und AGENS (www.mannifest.eu)
nahe.
|
|
|
Du warst Initiator des "MännerKaffee
Graz" , das jetzt ohne dich ein Schattendasein führt, einmal
die Woche vier Stunden offen.
Richtig. Nach dem Cafestart hatte es der Trägerverein eilig, sich
von mir zu trennen, um Subventionsgeber "nicht zu vergrämen".
Er fand sogar die auch von Frauen kritisierte, 965.000 Euro (1. Teil)
teure Bures-Kampagne "verliebt,
verlobt, verprügelt" gut, in der pauschale Männerabwertung
(Väter als Täter) betrieben wurde, und warf mir eine "andere
Gesinnung" vor. Das ehrt mich, ich bin kein Duckmäuser.
Der neue Verein wird kein Selbstzweck sein. Und es soll nie der Verdacht
aufkommen, wir wären eine Firma, die sich das Mäntelchen eines
Vereins umgehängt hat, um damit Vorteile wie z.B. Gemeinnützigkeitsstatus
zu lukrieren.
Warum geschieht eigentlich sowenig für benachteiligte Männer?
Eine gute Frage. Ich möchte mit Prof. Walter Hollstein antworten:
"Die Wahrnehmung ist durch den Einfluß von Frauenbewegung
und Feminismus selektiv eingestellt worden. Das schließt einerseits
die Thematisierung weiblichen Problemverhaltens aus und verhindert andererseits
die Anerkennung männlicher Problemlagen. Beides gehört nicht
mehr zur political correctness." Aber der Wind beginnt sich zu
drehen. Zunehmend werden auch die Probleme der männlichen Jugend,
zum Beispiel in den Bereichen Bildung und Arbeit, erkannt und die Notwendigkeit
einer gesellschaftlichen Schieflage gegenzusteuern.